Ein Dienstzeugnis ist ein Dokument, welches von Arbeitgebern ausgestellt wird, wenn ein*e Arbeitnehmer*in das Unternehmen verlässt. Es bietet eine offizielle schriftliche Bewertung der Leistungen und des Verhaltens der Arbeitskraft während ihrer Beschäftigungszeit im Unternehmen. Das Dienstzeugnis dient zukünftigen potenziellen Arbeitgebern als Referenz und kann wichtige Informationen über die Fähigkeiten, Erfahrungen und die Arbeitsmoral der betreffenden Person liefern.
Dienstzeugnis
Über den Autor
Während meines Wirtschaftsstudiums entdeckte ich meine Passion für Bewerbungen und gründete 2011 die webschmiede GmbH. Als deren Geschäftsführer und Gründer von „Die Bewerbungsschreiber“ habe ich mich als Marketing- und Bewerbungsexperte etabliert und teile dieses Wissen gerne in Vorträgen, Interviews und Beiträgen wie diesem hier. Profitieren auch Sie von meiner langjährigen Erfahrung!
Stefan Gerth - Geschäftsführer
Inhaltsverzeichnis
- Verschiedene Arten des Dienstzeugnisses
- Aufbau und Inhalt des Dienstzeugnisses
- Gesetzliche Ansprüche auf ein Dienstzeugnis
- Schlechtes / kein Dienstzeugnis erhalten - was tun?
- Dienstzeugnis Formulierungen - Code richtig verstehen
- Beispiel eines Dienstzeugnisses
- Dienstzeugnis Muster - Kostenlose Vorlage
- Wie und wann Sie ein Dienstzeugnis anfordern sollten
- Weitere Zeugnisarten und Alternativen
- Weitere häufig gestellte Fragen zum Dienstzeugnis
Verschiedene Arten des Dienstzeugnisses
Bei einem Dienstzeugnis wird zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Dienstzeugnis unterschieden. Grundsätzlich dienen beide Dokumente potenziellen zukünftigen Arbeitgebern dazu, sich ein Urteil über die Arbeitsweise der Bewerber*innen zu bilden, hinsichtlich des inhaltlichen Umfangs gibt es jedoch einige Unterschiede.
Einfaches Dienstzeugnis
Ein einfaches Dienstzeugnis beinhaltet grundsätzliche Informationen zur Beschäftigung. Dazu gehören der Name der Person, die Position im Unternehmen und der Beginn sowie das Ende des Arbeitsverhältnisses. Diese Art von Dienstzeugnis bewertet nicht die Leistung oder das Verhalten der Person. Es gibt lediglich Auskunft über die Art und Dauer der Beschäftigung. Ein einfaches Dienstzeugnis wird beispielsweise ausgestellt, wenn Sie ein Schulpraktikum absolviert haben, einen Nebenjob ausgeübt haben oder nur kurzfristig in dem Unternehmen beschäftigt waren.
Andernfalls sollten Sie sich in der Regel immer ein qualifiziertes Dienstzeugnis ausstellen lassen, da Personalverantwortliche ansonsten möglicherweise den Eindruck erhalten, dass Sie Ihr Arbeitsverhältnis nicht im Guten geendet hat oder Ihr ehemaliger Arbeitgeber unzufrieden mit Ihrer Arbeit war.
Qualifiziertes Dienstzeugnis
Ein qualifiziertes Dienstzeugnis bietet eine detaillierte Beurteilung der Leistung und des Verhaltens der Person während ihrer Beschäftigungszeit. Neben den Basisinformationen, die auch in einem einfachen Dienstzeugnis zu finden sind, enthält es auch eine Bewertung der Fähigkeiten, Leistungen und des Verhaltens der Person.
Dies kann sowohl die fachlichen Fähigkeiten (die Qualität der Arbeit, die Einhaltung von Fristen, Fachkenntnisse usw.) als auch die sozialen Fähigkeiten (wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Zuverlässigkeit usw.) beinhalten.
Ein qualifiziertes Dienstzeugnis kann auch Hinweise auf die Gründe für das Ende des Arbeitsverhältnisses enthalten. Es ist oft das bevorzugte Zeugnis für Arbeitssuchende und Arbeitgeber, da es einen umfassenderen Einblick in die Fähigkeiten und Leistungen der betreffenden Person bietet.
Aufbau und Inhalt des Dienstzeugnisses
Dienstzeugnisse folgen einem festen Aufbau, dessen Umfang sich dadurch unterscheidet, ob ein einfaches oder qualifiziertes Dienstzeugnis ausgestellt wird. Da in der Regel ein qualifiziertes Dienstzeugnis ausgestellt wird, bezieht sich der folgende Aufbau auf ebendiese Form des Zeugnisses.
Der Aufbau des Zeugnisses folgt diesem Schema:
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Briefkopf des Arbeitgebers (auf einem Firmenbogen fällt dieser Punkt weg)
- Überschrift "Dienstzeugnis"
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Einleitung zur Person und aktueller Tätigkeit: Dieser Abschnitt enthält grundlegende Informationen wie den vollständigen Namen des Arbeitnehmers / der Arbeitnehmerin, das Geburtsdatum, den Beschäftigungszeitraum und Aufgabenbereich.
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Unternehmensbeschreibung: In dieser Beschreibung sollten auf jeden Fall Name, Branche und das primäre Tätigkeitsgebiet enthalten sein. Gängige Informationen sind zudem Rechtsform, Größe, Anzahl der Mitarbeiter*innen und Angaben zu Standorten, Hauptsitz, Produkten oder Dienstleistungen.
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Aufgabenfeld / Tätigkeitsbeschreibung: Nennen Sie möglichst nur Tätigkeiten, die Sie tatsächlich dauerhaft oder sehr regelmäßig durchgeführt haben. Kleinere Aufgaben können, je nach Relevanz für Ihr Profil und eine neue Bewerbung, ergänzt werden. Die Anordnung der aufgeführten Tätigkeiten sollte ebenfalls nach Relevanz erfolgen.
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Leistungsbewertung: Dieser Teil des Zeugnisses gibt eine Bewertung der beruflichen Fähigkeiten und Leistungen der*s Angestellten. Dies sollte eine Beurteilung sowohl der fachlichen Kompetenzen (wie technische Fähigkeiten oder Projektergebnisse) als auch der Soft Skills (wie Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeiten oder Problemlösungsfähigkeiten) enthalten.
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Bewertung des Sozialverhaltens: Hier wird Ihr Umgang mit Vorgesetzten, Kolleg*innen, Kund*innen und Geschäftspartner*innen dargestellt. Hier muss besonderes Augenmerk auf die Reihenfolge gelegt werden. Zum Beispiel könnte die Beschreibung Ihres Sozialverhaltens Vorgesetzten gegenüber in Ihrer Beurteilung an die zweite Stelle rutschen. Diese geänderte Reihenfolge ist ein Anhaltspunkt dafür, dass Ihr Verhalten hier nicht so einwandfrei war, wie im Umgang mit Kolleg*innen.
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Schlussformel: Dieser letzte Abschnitt des Zeugnisses enthält in der Regel den Grund für das Ausscheiden und einen Dank für die geleistete Arbeit. Häufig werden hier auch Zukunftswünsche für die berufliche und persönliche Zukunft der*s Angestellten geäußert. Als Beendigungsgrund bieten sich die Möglichkeiten „auf eigenen Wunsch“ (Kündigung durch den*die Arbeitnehmer*in), „betriebsbedingt“ (Kündigung des Arbeitgebers), „in beiderseitigem Einvernehmen“ oder das Auslaufen eines befristeten Vertrages.
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Datum und Unterschrift
Achten Sie auf fehlende Angaben im Dienstzeugnis! Nimmt der Ersteller oder die Erstellerin beispielsweise kaum Bezug zu Ihren individuellen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, interpretieren Personaler*innen dies als ein eher schlechtes Arbeitsverhältnis. Aufgrund der Pflicht, ausschließlich wohlwollende Formulierungen im Dienstzeugnis zu verwenden, kann beim Auslassen von bestimmten Soft Skills davon ausgegangen werden, dass Sie diese nicht besitzen.
Gesetzliche Ansprüche auf ein Dienstzeugnis
Die gesetzlichen Anforderungen an Dienstzeugnisse in Deutschland sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) festgelegt. Falls es zu einem Konflikt in Bezug auf das Dienstzeugnis kommt, ist es ratsam, rechtlichen Rat einzuholen. In einigen Fällen kann eine Klage beim Arbeitsgericht erforderlich sein, um eine gerechte Lösung zu erreichen. Es ist immer hilfreich, sich über die eigenen Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer*in im Klaren zu sein, um sicherzustellen, dass man fair behandelt wird.
Dies sind einige der wichtigsten Anforderungen:
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Zeugnisanspruch: Nach § 109 der Gewerbeordnung hat jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer das Recht auf ein Dienstzeugnis. Dieses Recht besteht sowohl während als auch nach Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses.
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Form und Inhalt: Das Dienstzeugnis muss schriftlich ausgestellt werden und kann in zwei Formen vorliegen: ein einfaches Zeugnis (das lediglich Angaben zur Art und Dauer der Tätigkeit enthält) oder ein qualifiziertes Zeugnis (das auch Angaben zur Leistung und zum Verhalten enthält).
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Wahrheit und Klarheit: Das Zeugnis muss nach der Rechtsprechung "wohlwollend" und gleichzeitig wahr sein. Das bedeutet, es sollte die berufliche Entwicklung des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin fair und wahrheitsgemäß darstellen, ohne ihn oder sie dabei unnötig zu benachteiligen. Es darf keine versteckten negativen Botschaften enthalten (sogenannte Geheimcodes).
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Vollständigkeit: Ein Dienstzeugnis sollte alle relevanten Aspekte der Tätigkeit und der Leistung des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin abdecken. Ein unvollständiges Zeugnis kann als irreführend angesehen werden.
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Berichtigungsanspruch: Wenn das Zeugnis unrichtige Tatsachenbehauptungen enthält, haben Arbeitnehmer*innen das Recht, die Berichtigung des Zeugnisses zu verlangen.
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Zeugnissprache: Das Dienstzeugnis sollte in einer für Arbeitnehmer*innen verständlichen Sprache verfasst sein. Dabei sollte es keine unklaren Fachausdrücke, Abkürzungen oder Fremdwörter enthalten.
Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nur um eine grundlegende Übersicht handelt und spezifische Einzelfälle oder komplexe rechtliche Fragen möglicherweise weitere Anforderungen oder Aspekte beinhalten.
Schlechtes / kein Dienstzeugnis erhalten - was tun?
Ob Sie ein schlechtes Zeugnis in eine Bewerbungsmappe legen bzw. es mitschicken, sollte gut überlegt sein. Einerseits hinterlässt ein schlechtes Zeugnis keinen guten Eindruck, andererseits wirft das Weglassen eines Dienstzeugnisses viele Fragen seitens der Personalverantwortlichen auf. Der entstehende Eindruck kann schnell schlechter sein als durch ein nicht zufriedenstellendes Zeugnis. Einfach weglassen oder ein schlechtes Zeugnis beifügen sind also nur dann Optionen, wenn Sie genügend andere gute Dienstzeugnisse liefern können.
Sie sind nicht sicher, ob Ihr Dienstzeugnis vorteilhaft geschrieben ist und somit das ausschlaggebende Kriterium für den Erfolg Ihrer Bewerbung sein könnte? Lassen Sie Ihr Dienstzeugnis von Expert*innen korrigieren oder individuell erstellen: