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Schlechtes Dienstzeugnis

Ein schlechtes Dienstzeugnis kann im beruflichen Werdegang für Verunsicherung sorgen. Es trägt das Potenzial in sich, nicht nur die berufliche Vergangenheit in ein kritisches Licht zu rücken, sondern auch zukünftige Jobchancen zu beeinträchtigen. Die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen und versteckte Botschaften in scheinbar wohlwollenden Formulierungen zu erkennen, wird somit essenziell.


Ein schlechtes Dienstzeugnis wirft oft Fragen auf: Wie gehe ich damit um? Welche Auswirkungen hat es auf zukünftige Bewerbungen? Und welche Möglichkeiten gibt es, gegen ungerechtfertigte oder irreführende Bewertungen vorzugehen? Diesen und weitere Fragen beantworten wir Ihnen im folgenden Artikel.

Stefan Gerth - Geschäftsführer

Über den Autor

Während meines Wirtschaftsstudiums entdeckte ich meine Passion für Bewerbungen und gründete 2011 die webschmiede GmbH. Als deren Geschäftsführer und Gründer von „Die Bewerbungsschreiber“ habe ich mich als Marketing- und Bewerbungsexperte etabliert und teile dieses Wissen gerne in Vorträgen, Interviews und Beiträgen wie diesem hier. Profitieren auch Sie von meiner langjährigen Erfahrung!

Stefan Gerth - Geschäftsführer

Was ist ein Dienstzeugnis?

Ein Dienstzeugnis ist ein Dokument, das von einem Arbeitgeber ausgestellt wird und die Leistung sowie das Verhalten eines Arbeitnehmers oder einer Arbeitnehmerin während der Dauer des Arbeitsverhältnisses bewertet. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist es ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsrechts und dient als Referenz für zukünftige Arbeitgeber.


Jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin haben beim Ausscheiden aus einem Unternehmen Anspruch auf ein Dienstzeugnis. Dieser Anspruch gilt unabhängig von der Art des Arbeitsverhältnisses (Vollzeit, Teilzeit, befristet oder unbefristet) und der Dauer des Beschäftigungsverhältnisses. Der Anspruch auf ein Dienstzeugnis ist in der Gewerbeordnung (GewO) geregelt. 

Unterschied zwischen einfachem und qualifiziertem Dienstzeugnis

Bei einem Dienstzeugnis wird zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Dienstzeugnis unterschieden. Das einfache Dienstzeugnis dokumentiert grundlegende Informationen wie die Art der Tätigkeit und die Dauer des Arbeitsverhältnisses. Es enthält keine Beurteilung hinsichtlich der Leistung oder des Verhaltens des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin. Ein einfaches Dienstzeugnis wird häufig dann ausgestellt, wenn es explizit angefordert wird oder das Arbeitsverhältnis nur sehr kurz andauerte.


Ein qualifiziertes Dienstzeugnis geht über die grundlegenden Informationen hinaus und beinhaltet eine Bewertung der Leistungen und des Sozialverhaltens. Es beschreibt die Fähigkeiten, die erworbenen Kenntnisse, die erbrachten Leistungen sowie das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kolleginnen und gegebenenfalls der Kundschaft. Das qualifizierte Dienstzeugnis ist besonders wichtig, da es einen tieferen Einblick in die berufliche Kompetenz und das Verhalten der Angestellten gibt und somit einen großen Einfluss auf zukünftige Bewerbungen hat. 

Woran erkennt man ein schlechtes Dienstzeugnis?

Ein schlechtes Dienstzeugnis zu erkennen, kann eine Herausforderung sein, insbesondere in Ländern wie Deutschland, wo es verpflichtend ist, dass Dienstzeugnisse in einer wohlwollenden Sprache formuliert werden. Trotzdem gibt es einige Anzeichen und Formulierungen, die auf ein schlechtes Dienstzeugnis hindeuten können: 

  • Fehlende oder vage Leistungsbeschreibungen: Ein gutes Dienstzeugnis enthält spezifische Aussagen über die Kompetenzen und Leistungen des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin. Wenn diese Beschreibungen fehlen oder sehr allgemein gehalten sind, kann dies ein Zeichen für eine schlechte Bewertung sein.

  • Verwendung von Standardfloskeln ohne Differenzierung: Wenn das Zeugnis nur aus allgemeinen Floskeln besteht und keine konkreten Beispiele oder individuelle Leistungen des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin erwähnt, kann dies auf eine verdeckt negative Bewertung hindeuten.

  • Fehlen wichtiger Bereiche: Das Auslassen von Schlüsselelementen wie Teamfähigkeit, Engagement oder spezifischen Fähigkeiten kann negativ interpretiert werden.

  • Negative Formulierungen: Obwohl direkte negative Aussagen nicht erlaubt sind, können bestimmte Formulierungen eine negative Bedeutung haben. Beispielsweise kann „hat sich bemüht“ statt „hat ausgezeichnete Leistungen erbracht“ auf Mängel in der Leistung hinweisen.

  • Verwendung von Codes: Bestimmte Phrasen in Dienstzeugnissen können als „Code“ für negative Aspekte dienen. Personen, denen dieser Code bekannt ist, können aus der Art und Weise, wie Dinge beschrieben werden, auf Probleme schließen.

  • Reihenfolge und Struktur: Eine unübliche Reihenfolge oder eine schlecht strukturierte Darstellung kann ebenfalls auf eine weniger positive Bewertung hindeuten.

  • Schlussformulierung: Ein Mangel an Dankbarkeit, bedauernswerten Aussagen über aus Ausscheiden aus dem Unternehmen oder guten Wünschen für die Zukunft in der Schlussformel kann ebenfalls ein Zeichen für eine schlechte Bewertung sein.

Sie möchten Ihr Zeugnis professionell prüfen lassen?

Um ein Dienstzeugnis als ein schlechtes Dienstzeugnis zu enttarnen, bedarf es ein geschultes Auge und das nötige Know-how. Unsere Partner von Zeugnisprofi unterziehen Ihr Dienstzeugnis einem professionellen Check. Gehen Sie auf Nummer sicher, dass sich in Ihrem Dienstzeugnis keine versteckten negativen Aussagen befinden, die Ihre Jobsuche erschweren. 

Beispiel - Schlechte Formulierungen erkennen und bewerten

„Herr [Name], geboren am [Geburtsdatum], war vom [Anfangsdatum] bis zum [Enddatum] als [Berufsbezeichnung] in unserem Unternehmen tätig.


Herr [Name] wurde mit den typischen Aufgaben eines [Berufsbezeichnung] betraut. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem [Auflistung einiger Aufgaben].


Er erfüllte die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit. Herr [Name] zeigte ein angemessenes Engagement für seine Arbeit und erreichte im Allgemeinen die von uns gesetzten Ziele.


In Bezug auf seine Fachkenntnisse entsprach Herr [Name] den Anforderungen. Seine Zusammenarbeit mit Kollegen war zufriedenstellend.


Wir danken Herrn [Name] für die geleistete Arbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“


Auch wenn die Formulierungen in dem Dienstzeugnis für Laien auf den ersten Blick positiv erscheinen mögen, lohnt es sich doch einmal genauer hinzuschauen:

  • Standardisierte Aufgabenbeschreibung: Die Beschreibung der Aufgaben ist standardisiert und enthält keine besonderen Herausforderungen oder Erfolge.

  • Formulierung „zu unserer Zufriedenheit“: Diese Formulierung entspricht in der Zeugnissprache einer durchschnittlichen Leistung, was typisch für ein mittelmäßiges Zeugnis ist.

  • Angemessenes Engagement: Die Verwendung des Wortes „angemessen“ deutet darauf hin, dass der Arbeitnehmer nicht überdurchschnittlich engagiert war.

  • Formulierung „im Allgemeinen die von uns gesetzten Ziele erreicht“: Diese Formulierung lässt darauf schließen, dass die Ziele nicht immer oder nicht vollständig erreicht wurden.

  • Fachkenntnisse entsprachen den Anforderungen: Dies deutet darauf hin, dass der Arbeitnehmer kompetent war, aber nicht unbedingt hervorragend oder über das Erwartete hinausgehend.

  • Zufriedenstellende Zusammenarbeit: Eine zufriedenstellende Zusammenarbeit impliziert, dass keine besonderen sozialen Fähigkeiten oder herausragende Teamarbeit gezeigt wurden.

  • Neutrale Schlussformulierung: Das Danken für die Arbeit und allgemeine Wünsche für die Zukunft sind Standardformulierungen, die keine besondere Wertschätzung oder Bedauern über den Weggang ausdrücken.

Insgesamt deutet dieses Zeugnis auf eine solide, aber nicht herausragende Leistung hin. Die Formulierungen sind ausreichend positiv, um keine explizit negativen Schlüsse zuzulassen, zeigen aber auch keine besondere Begeisterung oder Anerkennung für die Leistungen des Arbeitnehmers. 

Dürfen Arbeitgeber schlechte Dienstzeugnisse ausstellen?

Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein Dienstzeugnis wohlwollend zu formulieren. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung nicht behindert werden. Aus diesem Grund muss auf explizit negative Formulierungen verzichtet werden.


Auf der anderen Seite ist es jedoch auch untersagt, ein sehr positives Zeugnis zu verfassen, wenn dies nicht die tatsächlichen Leistungen der Angestellten widerspiegelt. Denn beim Dienstzeugnis handelt es sich um eine rechtliche Urkunde, welche wahrheitsgemäß verfasst werden muss. Der Arbeitgeber haftet durch seine Unterschrift für die gemachten Aussagen.


Grundsätzlich haben jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin auch bei unterdurchschnittlicher Leistung den Anspruch auf ein Dienstzeugnis, welches übersetzt der Note 3 bzw. befriedigend entspricht. Für ein schlechteres Zeugnis muss der Arbeitgeber handfeste Beweise liefern. Im Umkehrschluss haben auch der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitnehmerin die Beweislast, dass ihre Arbeitsleistung einer deutlich besseren Bewertung entspricht. 

Sie haben ein schlechtes Dienstzeugnis erhalten?

Dann nutzen Sie den Service unserer Expertinnen und Experten. Denn bereits formelle Fehler wie Grammatik- und Rechtschreibfehler sowie falsche Daten können die Bewertung Ihres Dienstzeugnisses bereits stark herabsenken, ganz zu schweigen von der Zeugnissprache mit versteckten negativen Botschaften. Durch die Korrektur des Dienstzeugnisses werden Ihre Leistungen optimal und wahrheitsgemäß dargestellt.

Was tun, wenn das Dienstzeugnis schlecht ausfällt?

Wenn Sie feststellen, dass Ihr Dienstzeugnis schlechter ausfällt als erwartet oder ungerechtfertigt negativ ist, gibt es mehrere Schritte, die Sie unternehmen können, um die Situation zu verbessern.


Es empfiehlt sich, die folgenden Schritte in der angegebenen Reihenfolge durchzuführen:

  • Arbeitgeber ansprechen: Der erste Schritt sollte sein, das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber zu suchen. Oft können Missverständnisse oder Unstimmigkeiten in einem persönlichen Gespräch geklärt werden. Legen Sie dar, warum Sie mit dem Zeugnis unzufrieden sind und bitten Sie um eine Nachbesserung. Es ist hilfreich, konkrete Vorschläge für Änderungen zu machen.

  • Schriftlicher Widerspruch: Wenn das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu keiner zufriedenstellenden Lösung führt, können Sie einen formellen Widerspruch einlegen. Dies sollte schriftlich erfolgen. In Ihrem Widerspruch sollten Sie genau angeben, welche Teile des Zeugnisses Sie für unangemessen halten und warum. Untermauern Sie Ihre Argumente idealerweise mit Beispielen und Fakten.

  • Klage beim zuständigen Arbeitsgericht: Sollte auch nach dem schriftlichen Widerspruch keine Eignung und keine angemessene Korrektur des Dienstzeugnisses erfolgen, besteht die Möglichkeit, Klage beim Arbeitsgericht einzureichen und das ausgestellte Dienstzeugnis anzufechten. Ein Gericht kann den Arbeitgeber dazu verpflichten, das Zeugnis zu korrigieren. Beachten Sie, dass für diesen Schritt in der Regel juristischer Beistand erforderlich ist. Es empfiehlt sich daher, einen auf Arbeitsrecht spezialisierten Anwalt bzw. eine Anwältin zu konsultieren. In Deutschland gibt es keine gesetzlich festgelegte Frist für das Anfechten eines Dienstzeugnisses. Es wird jedoch empfohlen, etwaige Ansprüche auf Berichtigung des Zeugnisses zeitnah nach der Kündigung geltend zu machen.

In jedem Fall ist es wichtig, ruhig und professionell zu bleiben und Ihre Ansprüche sachlich zu begründen. Ein schlechtes Dienstzeugnis ist zwar ärgerlich, es gibt jedoch effektive Wege, um eine faire Lösung zu erreichen.   

Darf ich ein Dienstzeugnis bei der Bewerbung weglassen?

Wenn Sie ein schlechtes Dienstzeugnis erhalten, ist davon abzuraten, dieses bei der nächsten Bewerbung wegzulassen. Fordert ein potenzieller Arbeitgeber vollständige Bewerbungsunterlagen inklusive Ihrer Zeugnisse, kann das Weglassen einzelner Dienstzeugnisse Misstrauen bei Personalverantwortlichen hervorrufen. Im schlimmsten Fall führt das Fehlen des Zeugnisses bereits dazu, dass Ihre Bewerbung aussortiert wird.


Andernfalls kann es sein, dass fehlende Zeugnisse nachgefordert werden. Wenn Sie dann auf Nachfrage Ihr schlechtes Dienstzeugnis einreichen, erweckt das den Anschein, dass Sie den nicht ehrlich waren und versucht haben, schlechte Leistungen zu vertuschen. Spätestens dann können Sie davon ausgehen, dass Sie als Kandidat oder Kandidatin nicht mehr infrage kommen. Stattdessen sollten Sie mit offenen Karten spielen und im besten Fall weitere positive Zeugnisse beifügen, die das schlechte Zeugnis relativieren. 

Weitere häufig gestellte Fragen zum Thema

Wofür steht die Abkürzung „AZR“ im Kontext des Dienstzeugnisses?

AZR im Kontext eines Dienstzeugnisses steht für die Aktenzeichen des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in Deutschland. Das Bundesarbeitsgericht verwendet diese Aktenzeichen, um einzelne Fälle und Entscheidungen zu kategorisieren und zu identifizieren. In Bezug auf Dienstzeugnisse beziehen sich diese Aktenzeichen auf spezifische Gerichtsentscheidungen und Urteile, die das Arbeitsrecht und die Ausstellung von Dienstzeugnissen betreffen.

Wie gehe ich im Vorstellungsgespräch mit einem schlechten Dienstzeugnis um?

Im Umgang mit einem schlechten Dienstzeugnis während eines Vorstellungsgesprächs ist es wichtig, ehrlich und professionell zu bleiben. Falls das Thema angesprochen wird, erläutern Sie knapp und sachlich die Gründe, die zu der Bewertung geführt haben könnten, und konzentrieren Sie sich darauf, wie Sie aus diesen Erfahrungen gelernt haben. Betonen Sie Ihre Stärken und die positiven Aspekte Ihrer Berufserfahrung. Es ist auch hilfreich, andere Referenzen oder Belege für Ihre Leistungsfähigkeit und Professionalität bereitzuhalten, um einen vollständigeren Gesamteindruck Ihrer Qualifikationen zu präsentieren.

Was ist die rechtliche Grundlage für den Anspruch auf ein Dienstzeugnis?

Die rechtliche Grundlage für den Anspruch auf ein Dienstzeugnis in Deutschland ist § 109 der Gewerbeordnung (GewO). Diese Regelung verlangt, dass jedem Arbeitnehmer und jeder Arbeitnehmerin bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein schriftliches Zeugnis zusteht, welches klar und verständlich formuliert sein muss. Es soll Leistung und Verhalten des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin im Arbeitsverhältnis einschließlich wohlwollender und wahrheitsgetreuer Beurteilungen enthalten. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ergänzt diese Vorgaben mit allgemeinen Bestimmungen zum Arbeitsrecht.

In welchen Situationen sollte ich ein Zwischenzeugnis anfordern?

Ein Zwischenzeugnis sollten Sie verlangen, wenn Sie eine innerbetriebliche Veränderung planen. Das kann zum Beispiel ein Abteilungs- oder Positionswechsel sein. Auch bei einem Wechsel der Vorgesetzten, bei wesentlichen Änderungen Ihres Aufgabenbereichs oder wenn Sie sich auf externe Stellen bewerben möchten, während Sie noch in Ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis sind, kann ein Zwischenzeugnis sinnvoll sein. Das Zwischenzeugnis beinhaltet eine aktuelle Bewertung Ihrer Leistungen und ist nützlich, um Ihre berufliche Entwicklung und Kompetenzen zu dokumentieren.


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